Wenn der Körper eine Geschichte erzählt
Es gibt eine Zeit der Unversehrtheit – und eine danach. Wenn man für eine Weile die Kontrolle abgeben muss und es (im wahrsten Sinne des Wortes) einen Einschnitt gibt, dann ist da plötzlich eine Narbe. Sichtbar oder verborgen. Auf der Haut oder in der Tiefe des Körpers. Sie markiert den Punkt, an dem das Leben sich verändert hat.
Für viele Menschen, die eine Krebserkrankung durchlebt haben, ist die Narbe weit mehr als nur ein medizinisches Nebenprodukt – sie ist ein Symbol. Für Überleben. Für Verlust. Für Stärke. Für Schmerz. Für Neubeginn.
Narben erzählen Geschichten
Narben erzählen davon, was war – und davon, was wir schon überstanden haben. Für manche sind sie ein Zeichen von Stolz. Für andere ein Makel, den sie am liebsten vergessen würden. Und beides ist okay.
Nach einer Krebserkrankung begegnen viele Menschen ihren Narben mit widersprüchlichen Gefühlen: Dankbarkeit, dass sie noch leben und was die Medizin heute leisten kann. Schmerz über das, was verloren ging. Wut, dass es überhaupt so weit kam. Scham, wenn der Körper nicht mehr dem früheren Bild entspricht.
Die Spuren der Operation, Bestrahlung oder Chemotherapie sind täglich sichtbar. Sie erinnern – manchmal heftig. Manchmal „nur“ optisch, manchmal mit ziehendem Schmerz oder Bewegungseinschränkung.
Mein Weg zur Annahme
Meine Bauchnarbe ist 30cm lang. Die Portnarbe unschön aufgefächert. Es hat auch bei mir eine Weile gedauert, bis ich mir die Chance gegeben habe, in einen neuen Diaglog mit meinem Körper zu gehen. Ihn nicht mehr abzuwerten und zu beleidigen, sondern sogar dankbar zu sein: Hey, durch meinen Bauch habe ich 2 Mal Leben schenken können (eins davon mir selbst). Es ist okay, wenn man ihm das ansieht.
Der erste Schritt dahin war bei mir: Hinschauen.
Im Sinne von „anerkennen“, statt bewerten. Diese Narbe gehört jetzt zu mir, ob ich das will oder nicht. Sie hat eine Geschichte, und ich darf selbst entscheiden, wie ich sie ab jetzt weitererzählen will.
Narben geschmeidig machen
Auf körperlicher Ebene kann durch gezielte Narbenbehandlungen kann Narbengewebe weicher gemacht werden. Spannung kann sich lösen und Beweglichkeit zurück gewonnen werden. Auch präventiv macht es Sinn verklebtes Narbengewebe geschmeidig zu machen.
So kannst du deine Narbe selbst behandeln:
- Berühre erstmal das Gewebe rund um die Narbe und gewöhne sie (und dich) an den Kontakt. Für manche ist das anfangs seltsam. Mit der Zeit legt sich das Gefühl aber sicher.
- Verschiebe sanft das umliegende Gewebe um die Durchblutung anzuregen und das Gewebe zu entspannen
- Anschließend wird dir Narbe mit kleinen, kreisenden Bewegungen (auf den Schnitt zu) mobilisiert
- Spüre ob einzelne Stellen extra hart sind und schenke ihnen etwas mehr Aufmerksamkeit
- Wichtig ist, dass die Narbe verheilt ist, also kein Schorf mehr da ist und du achtsam vorgehst, also auf deine Körpersignale hörst und den Druck nur so ausübst, dass du ihn gut verträgst.
Wenn du dir unsicher bist oder gerne noch ein bisschen intensiver einsteigen möchtest, melde dich super gerne bei mir.
Viel Spass beim Neuschreiben deiner Geschichte!
Deine Anjuna