Wenn man Diagnose Krebs bekommt, ist erstmal nichts mehr, wie es war.
Da ist es nicht verwunderlich, dass auch Partnerschaft und Sexualität oft beeinträchtigt sind.
Es spielen viele Faktoren bei diesen Themen mit. Die Ursachen sind vielfältig.
Stress, Angst und Sorge sind natürlich eher kontraproduktiv für freien, leichten Sex.
Zudem verändert sich der Körper nach den verschiedenen Therapien bei Vielen:
das veränderte Körperbild kann ordentlich am Selbstwertgefühl nagen.
Schmerzen, trockene Schleimhäute und alle möglichen inneren und äußeren Verletzungen und Veränderungen tragen evtl. zu wenig Lust bei.
Und nicht zuletzt können auch hormonelle Veränderungen die Libido einschränken.
Was dir helfen kann wieder guten Sex zu haben:
Es gibt hier vor allem zwei Bereiche, die angegangen werden können, damit Sex nach Krebs wieder schön und schmerzfrei für dich ist.
Wenn der Akt selbst schmerzhaft ist, kann das körperliche Ursachen haben zB. Vernarbungen im Beckenbereich oder eine trockene Schleimhaut im Intimbereich.
Hier ein paar Tipps, die Abhilfe schaffen können:
- Hier gibt es gute Cremes und Zäpfchen, die dir dein Frauenarzt verschreiben kann
- Benutze silikonhaltige Gleitgels, die nicht so schnell von der Schleimhaut absorbiert werden, zB. Pjur med sensitiv (Unbezahlte Werbung)
- An Vernarbungen im Intimbereich am besten mit sogenannten Dammmassageöls (gibt es z.B. in der Apotheke) und Narbenmassagen ran gehen
- Wenn die Vernarbungen sehr stark sind, gibt es CO2-Laser, über deren Therapie man sich informieren kann.
Siehe hierzu auch meinen Blogartikel über Krebs und Menopause.
Beim zweiten Thema geht es um alles, was du auf mentaler Ebene tun kannst, um dich wieder wohl in deinem neuen Körper zu fühlen:
Sich selbst – trotz der körperlichen und psychischen Strapazen – anzunehmen und im eigenen Körper wieder wohl zu fühlen, ist die Basis für erfüllten Sex. Bis dahin ist es jedoch oft ein weiter Weg. Gib dir daher Zeit und hab Geduld mit dir.
Dein Körper hat gerade unglaublich viel geleistet!
Lerne langsam dein neues Ich kennen und akzeptieren, gegebenenfalls durch Unterstützung von Sexualtherapeuten und/oder Psychoonkologen.
Die Sexologinnen Angelika Vilkama und Johanna Pantel bieten beispielsweise eine spezielle Sprechstunde für junge Krebspatient:innen an, die durch die Aline-Reimer-Stiftung finanziert wird. Zudem gibt es dort Onlinekurse zum Thema Sexualität speziell für Brust- und Genitalkrebsbetroffene.
Mehr Infos gibts unter: vp-sexualberatung.de. (Unbezahlte Werbung)
Ausserdem hilft es, Möglichkeiten zu finden, um Stress und Ängste abzubauen. Beispielsweise durch Gespräche, Körperübungen oder bei einer Aromatherapiemassage mit Lavendelöl, das gleichzeitig bei Hitzewallungen helfen kann. Schreib mich hier für Termine gern direkt an.
Den Partner einbeziehen
In einer Partnerschaft gibt es Möglichkeiten, die Lustlosigkeit gemeinsam anzugehen. Miteinander sprechen und ehrlich sein ist der Grundbaustein für Vertrauen.
Sag deinem Partner* offen, wie es dir gerade geht, wie du deine körperlichen Veränderungen empfindest und was deine Ängste diesbezüglich sind.
Klar ist es nicht einfach, solche intimen Gespräche zu führen. Aber es hilft einander besser zu verstehen und mit der Zeit stellt sich in den allermeisten Fällen die Lust auf Sex wieder ein. Falls nicht, holt euch auch hier Hilfe von extern.
Ein Tipp: auch kuscheln und nicht-sexuelle, körperliche Nähe kann ein guter erster Schritt sein.
Als Single ist man hier vor andere, aber nicht weniger große Herausforderungen gestellt. Ehrlichkeit ist wahrscheinlich auch hier die beste Methode, um auch eine ehrliche Beziehung (egal wie lang oder mit welchem Ziel) mit neuen Menschen in unserem Leben zu führen.
Die wichtigste Basis muss aber vorher stattfinden: Sich selbst und seine Bedürfnisse wieder kennenlernen. Mit dem neuen Ich umgehen lernen. Sich akzeptieren und im besten Fall wieder lieben zu lernen.
Wenn du konkrete Fragen hast, noch mehr Tipps brauchst oder eine psychoonkologische oder körpertherapeutische Begleitung suchst, melde dich über das Kontaktformular oder hallo@anjuna-roscher.de.
Alles Liebe,
deine Anjuna
(Quelle: blauer Ratgeber, DKG)
* Ich verwende aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit die männliche Form, meine aber stets Personen aller Geschlechter.